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Donnerstag, 28. Dezember 2017


Mitgefühl in Alltag und Forschung

Der Bewusstseinswandel hin zu empathischer Führung von sich selbst, anderen und Organisationen als Ganzes, ist uns bekanntlich ein Herzensanliegen. Diesmal möchten wir Ihnen zu dem Thema ein interessantes Buch vorstellen, das als Ergebnis aus einem Workshop „How to train Compassion“ resultiert, der im Juli 2011 im Studio des bekannten Künstlers Olafur Eliasson in Berlin stattfand. Organisiert wurde der Workshop von der Abteilung Soziale Neurowissenschaft des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Tania Singer. Forscher, Psychotherapeuten, buddhistische Mönche und Künstler kamen damals zusammen, um Mitgefühlstraining in all seiner Relevanz für die heutige Zeit und in verschiedensten Bereichen zu diskutieren. Am Ende des Workshops entwickelte sich der Wunsch aller Beteiligten, das im Workshop zusammengetragene Wissen für die Öffentlichkeit frei verfügbar zu machen. Über diesen Link können Sie daher das entstandene umfangreiche eBook kostenfrei erhalten.  

Das Buch beschreibt verschiedene Mitgefühlspraktiken aus unterschiedlichsten Perspektiven. Neben Erfahrungen in Schulen, in der Psychotherapie oder im Coaching gibt es auch ein Kapitel zu  Erfahrungen in der Sterbebegleitung („Beeing with Dying“ vgl. S. 112) sowie zu Mitgefühl im Klinischen Umfeld („Mitgefühl im Klinischen Umfeld verstehen und kultivieren“ vgl. S. 219). Es werden zugrunde liegende theoretische Ansätze u.a. aus dem Buddhismus, der Psychologie oder aus evolutionärer Sicht vorgestellt. Die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse werden präsentiert und Trainingsprogramme von Mitgefühl dargestellt. Das eBook beinhaltet nicht nur diverse von den Teilnehmern geschriebene Kapitel, sondern auch zahlreiche Videos der Autoren, Soundcollagen von Nathalie Singer und künstlerische Fotos von Olafur Eliasson und bietet somit ein lebendiges Lese- und Hörerlebnis.

Eine Grundthese des ersten Kapitels zu den Erfahrungen mit Mitgefühlstrainings ist, dass Mitgefühl – in unserem Verständnis synonym für Empathie - fast für jeden mehr oder weniger trainierbar ist. Dabei geht es weniger um die Schulung von etwas Neuem, als mehr um eine Möglichkeit, bereits in uns Vorhandenes zu entdecken und sich  mit sich und anderen zu verbinden. Zudem werden Werkzeuge für praktiziertes Mitgefühl vorgestellt.

Das zweite Kapitel befasst sich mit Konzepten von Mitgefühl. Ein Unterkapitel handelt  z.B. von der Buddhistischen Perspektive auf Mitgefühl - als der Weg zur Freiheit von Leid (alles ist mit allem verbunden). Besonders interessant ist auch das Kapitel über Mitgefühl im Klinischen Alltag und die Auseinandersetzung mit der in der westlichen Welt geprägten Kultur, Heilung ohne Zuwendung anzubieten. Dieses Unterkapitel stellt  drei Perspektiven bezüglich Mitgefühl vor, die Ärzte laut der Autorin in der Ausbildung in mitfühlender Sterbebegleitung vermittelt werden können. Dabei werden zunächst verschiedene Arten des Mitgefühls beleuchtet, die für Ärzte und andere Berufsgruppen im klinischen Umfeld relevant sind.

Der dritte Teil des Buches widmet sich der wissenschaftlichen Perspektive auf Mitgefühl. Hierbei geht es u.a. um die Kunst des Selbstmitgefühls, das sich im inneren Dialog ausdrückt und wesentlich auf Achtsamkeit basiert sowie die Wahrnehmung der eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Es wird aufgezeigt, wie positive Emotionen die seelische Gesundheit stärken und Mitgefühl als emotional/ motivative Kraft in der richtigen Balance bleibt.

Das vierte Kapitel schließt die Betrachtung mit aus den unterschiedlichen Erfahrung abgeleiteten Trainingsprogrammen für Mitgefühl und einem Appell: statt zu helfen und zu reparieren, gilt es, zu dienen und das Leben als Ganzes zu betrachten!    

Tania Singer, Matthias Bloz (Hrsg.): Mitgefühl in Alltag und Forschung, 1. Ausgabe 2013. eBook Copyright: Max Planck Society, München. 


 

Leseecke

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