Doppler und Voigt: "Feel the change"

Warum scheitern so viele Changemanagement-Projekte? Liegt es gegebenenfalls an der mangelnden Planung, dem geringen Veränderungswillen der Mitarbeiter oder an zu geringer Durchsetzungskraft des Managements?

Die Autoren des Buches „Feel the change“, Klaus Doppler und Bernd Voigt sehen den Grund an anderer Stelle. Auch wenn in Unternehmen vermeintlich rationale Prozesse im Vordergrund stehen, entwickelt sich die wahre Dynamik eines Unternehmens im Zusammenspiel der Menschen. Es geht hierbei um Faktoren wie Macht, Angst, Risikoverliebtheit oder Angst vor dem Risiko, Egoismus, Kontrolle und auch Kontrollverlust. Die Macht dieser Gefühle darf insbesondere in Change-Prozessen nicht unterschätzt werden. Oftmals werden diese Gefühle jedoch ignoriert bzw. durch eine rationale, sachlogisch denkende Führung kanalisiert, anstatt sich ihnen zu stellen. Changemanagement ist jedoch eine hochemotionale Angelegenheit. Manager müssen sich rechtzeitig und glaubwürdig den Sorgen der Mitarbeiter stellen, ohne beständig das feste Rollenbild des klassischen Managers im Kopf zu haben, dieser müsse immer alles im Griff haben und fertige Lösungen präsentieren. Statt Ängste bei den Mitarbeitern zu verdrängen bzw. zu schüren, heißt es, sie zu akzeptieren und als Antrieb zu nutzen. Doppler und Voigt geht es nicht darum, ausschließlich die Gefühlsebene zu fokussieren. Vielmehr soll eine sinnvolle Balance zwischen sachlogischer und emotionslogischer Steuerung von Veränderungsprozessen hergestellt werden. Um diese Balance zu erreichen, bedarf es jedoch zumeist Verstärkung im Hinblick auf die emotionale Seite.

Die Autoren weisen einen mehrstufigen Weg, wie Mitarbeiter für Veränderungen gewonnen werden können. Zunächst muss ein Unbehagen mit dem Status Quo bewirkt werden. Der menschliche Wille zu Veränderung entwickelt sich oftmals erst aus der Not heraus. Nun muss Freiraum für Motivation und Energie für die Veränderung geschaffen werden. Dies gelingt dadurch, dass "die kognitive Dissonanz zwischen Wissen und Handeln so deutlich gemacht wird, dass sie das vorherrschende Gleichgewicht kippen lässt." Auf der nächsten Stufe muss den Mitarbeitern die Zukunft aufgezeigt und greifbar gemacht werden. Hier muss eine eindeutige Botschaft vermittelt werden, die emotional so stark mobilisierend auf die einzelnen Mitarbeiter wirkt, dass sie dieser Wirkung nicht entkommen können. Es müssen Zeichen zum Aufbruch gesetzt werden und „alte Ufer“ verlassen werden. Es muss das richtige Gemisch aus Freude, Angst, Erwartungen, Hoffnungen, Wünschen, Befürchtungen, Begeisterung, Sehnsucht und Leidenschaft hergestellt werden. Wenn bei den Mitarbeitern das Gefühl erzeugt wird, auf dem richtigen Weg zu sein, steigen auch der Wille und die Begeisterung für den Wandel. Ansonsten gilt: “Karten auf den Tisch und die bisherigen Lernerfahrungen ummünzen!“

Als Fazit kann somit festgehalten werden, dass es viel Fingerspitzengefühl und Selbsterkenntnis von den Managern fordert, ihre Mitarbeiter auch emotional auf dem Wandel mitzunehmen. Gelingt es den Managern, sich mit der Macht der Emotionen innerhalb der Arbeitswelt erfolgreich auseinanderzusetzen und diese erfolgreich zu beeinflussen, werden die Changemanagement-Projekte erfolgreich und mit nachhaltigen Resultaten umgesetzt.

 Doppler, K./ Voigt, B. (2012): Feel the change. Frankfurt am Main: Campus Verlag   

       

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