Anleitung zum Unglücklichsein

Anleitung zum Unglücklichsein

Der Klassiker von Paul Watzlawick ist nicht nur ein vergnüglicher Lesespaß, sondern ein reichhaltiger Schatz an Methapern, Witzen, hintergründigen Geschichten und Sprachformen, die zum Nachdenken anregen und gleichzeitig im Führungs- oder Arbeitsalltag Anwendung finden können. Und so möchte ich alle einladen, dieses Buch genau mit dieser Perspektivenbrille erneut oder erstmalig überhaupt zu lesen.

Anbei eine kleine Kostprobe: Die Geschichte mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur flüchtig. Vielleicht war er in Eile? Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ICH gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er den Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: “Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“.

Daran anschließend stellt Watzlawick eine Reihe von Übungen vor, um es in dieser negativen Imagination zur wahren Meisterschaft zu bringen. Das Kapitel endet mit den Worten: Wer sich diesen Übungen gewidmet hat, kommt zur Einsicht, dass nicht nur der Mann mit dem Hammer, sondern auch der Durchschnittsbürger es fertigbringen kann, durch dieses besondere geistige Training zu einem Punkt zu gelangen, wo er eine schwierige Situation selbst erschafft, und doch keine Ahnung hat, sie selbst erschaffen zu haben. Hilflos dem Spiel unbeeinflussbarer Vorgänge ausgeliefert, kann er völlig glaubwürdig nach Herzenslust an ihnen leiden.

Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklichsein,15. Auflage, Piper Verlag GmbH, München 2009    

       

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