Liebe Leser,

in unserem Ansatz der Empathischen Führung® betrachten wir Empathie und damit die Fähigkeit mit sich selbst und anderen in Verbindung zu treten und gute Beziehungen zu gestalten als eine der wichtigsten Kernkompetenzen für Führungskräfte. Gerade im Kontext der Organisationsentwicklung braucht es die Wertschätzung für das vorhandene Potenzial und das Vertrauen des anderen, um den gemeinsam angestrebten Erfolg zu erreichen. Die Geschichte „Das schöne Herz“ beinhaltet für uns eine treffende Metapher für die Grundlage von Empathie, nämlich mit einem offenen Herzen Menschen begegnen zu können. Doch lesen Sie selbst:

Das schöne Herz*


Ein junger Mann stand eines Tages auf einem Platz in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz der ganzen Stadt habe. Viele Menschen versammelten sich um ihn und alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es hatte keinen Fleck und keine Fehler. Die versammelten Menschen gaben ihm recht. Es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war stolz und prahlte mit seinem schönen Herz.

Plötzlich tauchte ein alter Mann auf und sagte: „Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines.“ Die versammelte Menge und der junge Mann schauten auf das Herz des alten Mannes. Dieses schlug kräftig, aber es war voller Narben. Es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Die passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen, und es fehlten sogar ganze Teile. Die Leute starrten ihn an: „Wie kannst du behaupten, dein Herz sei schöner?“ Der junge Mann schaute auf das Herz des alten Mannes, sah dessen Zustand und begann zu lachen. „Du musst scherzen“, sagte er. „Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Mein Herz ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“„Ja“, sagte der alte Mann, „Deines sieht perfekt aus, aber ich würde nicht mit dir tauschen.“

Die Menschen lauschten gespannt, als der Alte weitersprach: „Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich mein Herz geöffnet habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es meinen Mitmenschen und oft geben sie mir dann ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau gleich sind, habe ich einige Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Beziehungen, die wir geknüpft haben. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der Andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Beziehung anzubieten und zu gestalten heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Zugewandheit, die ich für diese Menschen empfinde. Ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen. Erkennst du jetzt die wahre Schönheit?“

Der junge Mann stand still da. Er griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus und bot es dem alten Mann an. Der alte Mann nahm das Angebot an und setzte es in sein Herz. Dann nahm er ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde im Herzen des jungen Mannes. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Verbundenheit mit dem alten Mann. Sie umarmten sich herzlich und Seite an Seite gingen sie weiter.

Mehr zum Thema Empathie und die Kraft der Verbindung auch im Arbeitsalltag finden Sie in unserer aktuellen Buchbesprechung „Der Faktor Empathie“. Wenn Sie mehr zu unserem Ansatz der Empathischen Führung® wissen möchten, schauen Sie bei unseren Publikationen vorbei.

Im Namen des gesamten Teams der Ruhl Consulting AG wünschen wir Ihnen viel Spaß und spannende Erkenntnisse beim weiteren Lesen des Newsletters.

Mit herzlichen Grüßen

Stefan Ruhl und Dr. Elke Eberts
(Vorstand der Ruhl Consulting AG)

*Quelle: jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/463100/Das-schoenste-Herz (abgerufen am 5.7.2013)