Qualifizierung als Hebel für Kulturentwicklung

Der Bereich Personal- und Organisationsentwicklung eines Krankenhausträgers hat ein Führungsprogramm für Multiplikatoren im Mittelmanagement, insbesondere OberärztInnen aber auch medizintechnische- und FunktionsdienstleiterInnen, AbteilungsleiterInnen sowie Stationsleitungen, beauftragt.  

Zentrale Arbeitshypothese ist, dass langfristig die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur am besten durch kontinuierliche Qualifikation der Führungskräfte erzielt werden kann. Führungskräfte sind Vorbilder und Träger der Kultur und Multiplikatoren jeder Verhaltens- und Haltungsänderung. Der Generationenwechsel ist längst in Gang und es gibt im klinischen Bereich mit seinen tradierten Strukturen nicht genug Führungsvorbilder für ein modernes Klinikunternehmen. Um Fachpersonal von morgen zu binden, ist ein Umdenken unabdingbar. Zudem sollte die Weiterentwicklung der Perspektiven und Blickwinkel von Führungskräften in Hinsicht auf systemische Sicht- und Wirkweisen durch die Qualifizierung gestützt werden.  

Das Besondere an dem Programm ist, dass es interdisziplinär, interprofessionell und standortübergreifend ein Netzwerk an Führungskräften verbindet. Die Führungskräfte sollen sich auch theoretisch und praktisch zu den Inhalten von vernetztem Management und Führung auseinandersetzen – v.a. aber auch erfahrungsorientiert ein Stück weit ihren persönlichen Führungsweg gemeinsam begleiten, gegenseitig ihr jeweiliges Blickfeld erweitern und Feedback im geschützten Raum erhalten.  

Umsetzung
Das Training wurden in vier Modulen konzipiert, die sich jeweils auf zwei Tage verteilen. Das Training baut auf Inhalte des systemischen Handwerkkoffers, es sind bewusst Feedback- sowie Selbstreflexions- und Selbsterfahrungsanteile der Teilnehmer integriert. Betriebswirtschaftliche Denkmodelle wurden in Impulssequenzen vermittelt und in Diskussionsrunden und Übungen reflektiert. Tatsächlich erinnerten sich die Teilnehmenden in späteren Modulen an Theoriebausteine umso intensiver, je stärker ein aktueller Bezug zum eigenen Umfeld hergestellt werden konnte.  

Eine zentrale Intervention war die Nutzbarkeit und Nutzung des Wirkfaktors Zeit. Die Entwicklung der Teilnehmenden über die Module wurde bewusst fokussiert. Zwischen den vier Modulen nahmen die Teilnehmenden zur Umsetzung der erarbeiteten Inhalte ihre individuellen Aufgaben mit. Dadurch sollten sich die Teilnehmenden aktiv mit den Lerninhalten auseinandersetzen. In Hospitationstandems bestand die Möglichkeit gegenseitiger Reflexions- und Feedbackschleifen.  

Bewusst werden im Prozess neben der Vermittlung betriebswirtschaftlichen Basiswissens zu den Themen rund um Management und Führung gezielt die systemische Haltung und Arbeitsfelder, systemische Techniken und Methoden eingesetzt und verknüpft. Ziel ist es v.a. dienliche Alltagshilfen für die persönliche Weiterentwicklung als Führungskraft, eingebettet in den Kontext des bestehenden Organisationssystems zu bieten und kollektive Lernprozesse im gegenseitigen Erfahrungsabgleich zu nutzen. Der Baustein der kollegialen Fallberatung unterstützte das Lernen am eigenen und am fremden Fokus und wirkte wiederum perspektiverweiternd.    

Ergebnis
Moderne Lernformate möchten auf die praktische Integration in den Alltag hinwirken und nicht mit Wissen überschwemmen, das in der eigenen Problemlösung nicht weiterbringt. Um individuelle Entwicklung zu fördern sollen Großgruppenformate an jedem Tag für jede Person zumindest einen handlungsleitenden Impuls generieren. Dazu ist der Teilnehmende aktiver Mitgestalter am Verlauf. Die ersten vier Kurse waren überwiegend mit ÄrztInnen und Pflegenden aus dem Mittelmanagement aus den unterschiedlichsten Bereichen besetzt. Sie haben sich einander geöffnet und so eine aktive Arbeitsebene an relevanten Inhalten ermöglicht. Im Verlauf haben sich vertraute Netzwerke untereinander entwickelt. Die Teilnehmenden äußern zum Abschluss des Programms, viel für sich selbst gelernt und hohes Interesse zu haben, das Format doch mit immer wieder neuen Impulsen weiter fortzuführen.