Newsletter Herbst 2010
Mit weniger mehr erreichen
Jede einzelne biologische Zelle besitzt Mechanismen der Entschlackung und Regenerierung. Ohne systematische, kontinuierliche Entgiftung ist kein Überleben möglich. Dies gilt für Organismen höherer Art genauso wie für Menschen und für Unternehmen. Entsprechend muss in jedem Unternehmen ein Prozess der Bereinigung von Unzeitgemäßem, Überkommenem und Überflüssigem etabliert werden. Die Idee dazu geht auf Peter Drucker zurück. Fredmund Malik bezeichnet den Prozess als systematische Müllabfuhr. Ich bezeichne es im Krankenhaus als Verzichtleistungen.
Als Führungskräfte müssen wir uns immer wieder erneut fragen, was in Veränderungsprozessen oder in schwierigen Zeiten der entscheidende Punkt ist. Dass möglichst viele Aufgaben erledigt werden? Oder dass man sich voll und ganz auf das Wichtigste konzentriert? In Zeiten großer Veränderungen, in denen sich das Gesundheitswesen seit einiger Zeit befindet, reicht es nicht aus, mehr mit weniger zur erreichen – Führungskräfte in Kliniken müssen mehr von dem tun, was wichtig ist.
Die höchsten Berge der Erde zu besteigen, erfordert eine hohe Anstrengung und Fokussierung. Die Temperaturen liegen weit unter Null, der Wind ist eisig, die Luft wird mit jedem Schritt dünner und der Weg zum Gipfel ist senkrecht mit abfallenden Eishängen ohne Halt. Als Bergsteiger trägt man sein Haus auf dem Rücken, d. h. man kann nicht alles mitschleppen, was man gerne mitnehmen möchte. Deshalb wird jeder Bergsteiger genau darauf achten, was er mitnimmt. Je höher man kommt, desto schwieriger und anstrengender wird der Aufstieg und umso mehr muss man unwesentliche Dinge, die nur belasten, ablegen. Man muss Ballast abwerfen und beweglicher werden, damit man sein Ziel erreichen kann. Auf dem letzten Stück bis zum Gipfel ist es vielleicht sogar notwendig, bei eisigen Temperaturen im schwierigen Gelände den Rucksack zurückzulassen.
Jeder weiß, dass in Veränderungsprozessen, Krisen und strategischen Neupositionierungen weniger oft mehr ist. Entscheidend ist eine klare Fokussierung auf die zur Zielerreichung notwendigen Dinge. Wir alle müssen dafür sorgen, dass unser Gepäck nicht zu schwer ist, d. h. dass wir uns durch die Identifikation von Verzichtleistungen immer wieder strategisch fokussieren. Diesen Prozess macht uns die Industrie vor. Als Beispiel sei hier die Trennung BMWs von Rover und Fokussierung auf den MINI genannt. Für diese Entscheidung sowie den Umsetzungsprozess bedarf es eines Konsenses in der Führungsebene eines Unternehmens, der klaren Fokussierung und des Mutes, das Risiko einer Verzichtsentscheidung zu tragen.
Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen des Newsletters,
Stefan Ruhl