Fachkräfte im Krankenhaus: rar und wertvoll

Personal gewinnen, entwickeln und binden

„Medizin wird von Menschen für Menschen gemacht. Die Sicherung der Personalressource in Qualität und Quantität stellt daher die größte Herausforderung dar, vor der das deutsche Gesundheitswesen aktuell steht“. Mit diesem Statement beschreibt Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Münster die aktuelle Personalsituation in deutschen Krankenhäusern.

Wer medizinische Leistungen auf qualitativ hohem Niveau erbringen und dabei gleichzeitig im Wettbewerb um Patienten sein Krankenhaus erfolgreich positionieren möchte, muss sich mit der Frage der Personalgewinnung, der Personalentwicklung sowie der Personalbindung intensiv auseinandersetzen.

Der zunehmende Mangel an Ärztinnen und Ärzten sowie spezialisierten Pflegekräften für die Intensiv- und OP-Pflege macht das Problem deutlich. Die Fluktuation ist erheblich und die Zeiträume bis zur Wiederbesetzung freiwerdender Stellen werden immer länger. Mit der Fluktuation sind erhebliche Kosten verbunden, da neue Mitarbeiter gewonnen und aufwendig eingearbeitet werden müssen.

Die aktuelle Situation drückt im Wesentlichen die Unzufriedenheit der Mitarbeiter mit dem „Arbeitsplatz Krankenhaus“ aus.Freie Stellen führen zur Überlastung der verbleibenden Mitarbeiter und eventuell zu Leistungs-und Qualitätsminderungen. Unzufriedenheit mit dem „Arbeitsplatz Krankenhaus“ hat zur Folge, dass immer mehr Mitarbeiter aus der Patientenversorgung aussteigen und ihre berufliche Zukunft in anderen Tätigkeitsfeldern suchen. Damit wird eine Abwärtsspirale, bezogen auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes Krankenhaus, in Gang gesetzt, da die Unzufriedenheit bei der verbleibenden Mitarbeiterschaft bei zunehmender Belastung und Überlastung steigt. Nur wer hier erfolgreich gegensteuern kann, wird auch zukünftig erfolgreich seinen Personalbedarf decken können.

Krankenhäuser konkurrieren miteinander, aber auch mit anderen Arbeitsgebern aus patientenfernen Tätigkeitsfeldern um die immer knapper werdenden Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft. Dabei spielen Art und Weise des Zugangs zu zukünftigen Mitarbeitern eine ebenso große Rolle wie die Gestaltung des Arbeitsumfeldes und die Maßnahmen der Weiterentwicklung von Mitarbeitern im Rahmen des Personalmanagements. Der zunehmende Frauenanteil, insbesondere in der Ärzteschaft, erfordert neue Konzepte des Personaleinsatzes mit dem Ziel, möglichst vielen Ärztinnen eine Tätigkeit in der Patientenversorgung zu ermöglichen und dabei auf die vielfältigen beruflichen und familiären Wünsche und Verpflichtungen Rücksicht zu nehmen. Insbesondere die Einrichtung von familienfreundlichen Teilzeitarbeitsplätzen sowie die Wiedereingliederung von Ärztinnen nach der Familienpause müssen intensiver in den Fokus des Krankenhausmanagements treten.

Krankenhäuser müssen um Mitarbeiter werben und sich daher bei ihnen bewerben.

Dabei sind auch die Wünsche einer neuen Generation von Mitarbeitern (Generation Y) zu berücksichtigen. Das Personalmanagement muss sich ebenso wie die Führungskräfte (Chefärzte, Pflegedienstleitungen etc.) mit einer neuen Zielgruppe von Mitarbeitern auseinandersetzen. Die Generation Y ist sehr flexibel bezüglich der Arbeitsplatzwahl. Die vielen freien Stellen in Krankenhäusern ermöglichen den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von dieser Flexibilität intensiv Gebrauch zu machen. Die Arbeitsinhalte und der Arbeitgeber werden von der jungen Generation viel aktiver als von vorherige Generationen ausgewählt, wobei Kultur und Attraktivität eines Krankenhauses eine große Rolle spielen.

Die Personalmaßnahmen sollten sich dabei nicht nur auf zukünftige Mitarbeiter, sondern gerade auch auf die aktiven Mitarbeiter im eigenen Krankenhaus konzentrieren. Mit dem Auftreten des Arbeitgebers beim Arbeitnehmer, der Wertschätzung der Arbeit und des Mitarbeiters selbst, den Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung, der Vereinbarkeit von beruflichen und familiären Aktivitäten, den Unterbringungsmöglichkeiten von Kindern während der Arbeitszeit (Kita, Ferienbetreuung), der Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen, also ganz allgemein der Attraktivität des Arbeitsplatzes werden Punkte gesammelt im Wettbewerb um neue und alte Mitarbeiter! Nur wer hierbei erfolgreich ist, wird auch weiterhin die medizinischen Leistungen auf qualitativ hohem Niveau erbringen können. Der Ruf eines Krankenhauses als Arbeitgeber wird ganz wesentlich durch die Maßnahmen in den o.g. Feldern beeinflusst.