Der Boss als Gärtner

Der Autor Mathias Nöllke gibt in seinem Buch Denkanstöße für eine neue Führungskultur, die Erkenntnisse aus der Bionik nutzt. Gärten stehen für Schönheit, Entspanntheit und gestaltete Natur. Für ihre Pflege zuständig ist der Gärtner, der genau das verkörpert, was heutzutage im Management oftmals vermisst wird: Bodenständigkeit, Zugewandtheit und eine langfristige Perspektive.

Der Gärtner ist in seinen Gummistiefeln keine eindrucksvolle Figur, welche die Mitarbeiter mit hochfliegenden Visionen motiviert und inspiriert, sondern er hält sich eher an das Mögliche. Und selbst das ist schon kompliziert genug, bei Pflanzen wie auch bei Mitarbeitern. Der Gärtner pflegt seinen Garten, er hat die Pflanzen im Blick und nicht sein eigenes Ego. Der Garten soll erblühen, nicht der Gärtner.

Viele Führungskräfte bevorzugen bestimmte Mitarbeiter, besonders solche, die ihnen ähnlich sind oder zumindest so tun. Der Boss als Gärtner ist anders: Monokulturen lässt er nicht aufkommen. Er akzeptiert die Verschiedenartigkeit seiner Mitarbeiter, fördert die individuellen Talente und kombiniert sie mit Bedacht wie in einem Pflanzenbeet. Erdbeeren gedeihen z. B. besser neben Knoblauch, Sellerie wächst besser inmitten von Schwertlilien. So ergänzen sich insbesondere heterogene Mitarbeiter besonders gut und bringen herausragende Arbeitsergebnisse gemeinsam zustande. Sie dürfen sich allerdings nicht in die Quere kommen, sondern müssen die Kompetenzen des anderen respektieren.

Was den Gärtner als Boss besonders auszeichnet und zum Vorbild für Führungskräfte macht, ist seine innere Haltung. Ein Gärtner „herrscht“ nicht über seinen Garten, sondern er hegt und pflegt ihn. Er sorgt dafür, dass die Pflanzen alles haben, um wachsen und gedeihen zu können. Sie sollen sich entfalten können; was jedoch zu stark wuchert, wird zurückgeschnitten. Das Turbogewächs wird sicherlich nicht zum Vorbild für alle anderen erklärt.

Übertragen auf die Mitarbeiter geht es sicherlich nicht darum, die letzten Ressourcen aus ihnen herauszuholen. Vielmehr sollten Führung und Management etwas von der Entspanntheit, Vitalität und Lebensfreundlichkeit aufnehmen, deren angestammter Ort der Garten ist.

 

Mathias Nöllke (2011): In den Gärten des Managements. Für eine bessere Führungskultur. Freiburg: Haufe, 1. Auflage   

       

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